Im Fort Knox
Das Studentenwohnheim ist für gewöhnlich ein Hort des Laissez-faire und der Inspiration – und sei es auch nur für Spiele mit Namen wie „Bierpong“ oder „Weihnachtsmannsackhüpfstaffelmarathon“. Die russischen Exemplare der Wohnheime sind da irgendwie anders. Geheimnisumwittert, mystisch gar. Schon allein der Wunsch, ein Moskauer Studentenwohnheim als Nicht-Insasse – und hier ist die Anlehnung an das Gefängnis-Vokabular durchaus nicht zufällig gewählt – zu betreten gleicht den Versuch, Fort Knox zu stürmen. Nach wochenlangen Diskussionen ist klar: Am besten, der Gast gibt sich als Cousine oder eine Person noch näheren Verwandtschaftsgrades aus, fälscht sicherheitshalber ein bis zwei Ausweise und stellt den Antrag auf Besuch ein Vierteljahr im Voraus.
Gelangt man dann endlich in die heiligen Hallen, ist man überrascht, was sich hinter den bröckelnden Mauern versteckt. Nämlich ziemlich wenig. Wie soll denn auch? Eine Etagenfrau passt auf, dass jeder Krümel jeder Salzstange, die verputzt wird, nur nicht zu lange den Linoleum-Fußboden beschmutzt. Kreatives Chaos ade. Für sinnloses Dahinträumen bleibt keine Zeit. Die Gedanken sind von der Idee gefesselt, einen Algorhytmus zu entwickeln, der es möglich macht, zu berechnen, wann wer und wie lange das Bad benutzen darf. Die Wände sind so dünn, dass Ohrenstöpsel ungefähr den gleichen Stellenwert haben, wie ein daumengroßer gelber Nugget zu Zeiten des großen Goldrausches. Das Schnarchen der ein bis drei Mitbewohner hat man ja sowieso inklusive. Und es wäre nicht Russland, wenn es nicht für alles eine Regel, manchmal nur ein Regelchen gäbe. Von zwölf bis sechs ist der Ausgang untersagt. Und wer sein Zimmer ausstatten möchte, schaut am besten erstmal auf den Einrichtungsplan. Die Hausverwaltung erlaubt im Zweibettzimmer einen Computer, einen Wasserkocher und einen Kühlschrank. Einen Fernseher – das ist nun besonders perfide – darf sich erst teilen, wer ins Dreibettzimmer verfrachtet wurde.
Aber es wäre auch nicht Russland, wenn die Studenten nicht alles tun würden, um jede Regel zu umgehen. Neulich, so erzählen sie, gab es eine Party auf Zimmer 636, mit allen möglichen eingeschleusten Leuten, vermeintlichen Cousinen und Inhabern gefälschter Pässe. Es wurde geraucht – das ist verboten. Und es gab Alkohol – auch das ist natürlich untersagt. Dann stand plötzlich der Wachmann in der Tür. Wie nach bester Guerilla-Taktik sind sie da in alle Richtungen davon gelaufen. Zwei haben sich im Schrank versteckt und schlichen später hinter dem Rücken des Ordnungshüters aus dem Zimmer. Sie schmunzeln, kichern, werfen sich verschwörerische Blicke zu, wenn sie davon erzählen. Wer braucht schon „Bierpong“, wenn er einen ganzen Actionfilm haben kann.
Gelangt man dann endlich in die heiligen Hallen, ist man überrascht, was sich hinter den bröckelnden Mauern versteckt. Nämlich ziemlich wenig. Wie soll denn auch? Eine Etagenfrau passt auf, dass jeder Krümel jeder Salzstange, die verputzt wird, nur nicht zu lange den Linoleum-Fußboden beschmutzt. Kreatives Chaos ade. Für sinnloses Dahinträumen bleibt keine Zeit. Die Gedanken sind von der Idee gefesselt, einen Algorhytmus zu entwickeln, der es möglich macht, zu berechnen, wann wer und wie lange das Bad benutzen darf. Die Wände sind so dünn, dass Ohrenstöpsel ungefähr den gleichen Stellenwert haben, wie ein daumengroßer gelber Nugget zu Zeiten des großen Goldrausches. Das Schnarchen der ein bis drei Mitbewohner hat man ja sowieso inklusive. Und es wäre nicht Russland, wenn es nicht für alles eine Regel, manchmal nur ein Regelchen gäbe. Von zwölf bis sechs ist der Ausgang untersagt. Und wer sein Zimmer ausstatten möchte, schaut am besten erstmal auf den Einrichtungsplan. Die Hausverwaltung erlaubt im Zweibettzimmer einen Computer, einen Wasserkocher und einen Kühlschrank. Einen Fernseher – das ist nun besonders perfide – darf sich erst teilen, wer ins Dreibettzimmer verfrachtet wurde.
Aber es wäre auch nicht Russland, wenn die Studenten nicht alles tun würden, um jede Regel zu umgehen. Neulich, so erzählen sie, gab es eine Party auf Zimmer 636, mit allen möglichen eingeschleusten Leuten, vermeintlichen Cousinen und Inhabern gefälschter Pässe. Es wurde geraucht – das ist verboten. Und es gab Alkohol – auch das ist natürlich untersagt. Dann stand plötzlich der Wachmann in der Tür. Wie nach bester Guerilla-Taktik sind sie da in alle Richtungen davon gelaufen. Zwei haben sich im Schrank versteckt und schlichen später hinter dem Rücken des Ordnungshüters aus dem Zimmer. Sie schmunzeln, kichern, werfen sich verschwörerische Blicke zu, wenn sie davon erzählen. Wer braucht schon „Bierpong“, wenn er einen ganzen Actionfilm haben kann.
Mischkala - 22. Mär, 16:18