GRÖSSENWAHN
Ok, es ist das größte Land der Erde. Aber muss deshalb alles in Russland immer größer, höher, besser, allgemein gigantischer sein, als irgendwo anders? Weiß doch jeder, dass sowas nur zu Katastrophen führt. Ihr glaubt es nicht? Vergangene Woche hat in Moskau das europaweit größte Kaufhaus aufgemacht. Der bisherige Spitzenreiter in Moskau trägt im übrigen den bescheidenen Namen "Metropolis". Sonnabendvormittage dort versetzen mich immer in die Vergangenheit. So wie dort im H&M muss damals die Schlacht von Waterloo abgelaufen sein. Statt mit Kanonenkugeln wird dort mit Kleidungsstücken um sich geschmissen. Und es würde mich nicht wundern, wenn sich mir irgendwann aus einem Haufen Jeans blutbespritzte Finger entgegenstrecken, meine Hand ergreifen und eine Stimme stöhnt: "Flieh, solange du noch kannst!" Egal, bei der Eröffnung des neuen, noch größeren Kaufhauses, haben die freudentrunkenen Kunden gleich mal die Rolltreppe demoliert. Eine Katastrophe oder?
Zweites Beispiel: Das Denkmal für Peter den Großen in der Moskwa. Da hat der Gigantismus wenigstens mal einen Sinn. Man kann dieses Machwerk ohne Bedenken als den größten Schandfleck Moskaus bezeichnen. Da steht Peter, getragen von mehreren Schiffen, an Deck seines Seglers, so hoch wie ein Büroturm, in der Hand hält er eine Schriftrolle und sein Blick - natürlich - geht furchtlos in die Zukunft. Gebaut hat das Ganze der Künstler Tsereteli. Der ist so etwas wie der Leib- und Magenkünstler von Moskaus Bürgermeister Jurij Luschkow. Zum Glück scheinen die Moskauer trotz ihres Gefallens an allem Großen noch über ein wenig Geschmack zu verfügen. Es gibt eine Anti-Tsereteli-Homepage.
Da fällt mir ein: Kann es sein, dass es in ganz Moskau keine einzige echte Nadel eines Tannenbaumes gibt? Gut, nun erwartet man im "grauesten November seit Jahren" (O-Ton russicher Wetterdienst) nicht Weihnachtsflair an jeder roten Ecke des Roten Platzes. Aber abseits der ganzen Plastikweihnacht muss es doch echtes Tannengrün geben. Ich hab mich schonmal erkundigt. Die niederschmetternde Antwort: "Versuchs mal auf dem Friedhof!"
Zweites Beispiel: Das Denkmal für Peter den Großen in der Moskwa. Da hat der Gigantismus wenigstens mal einen Sinn. Man kann dieses Machwerk ohne Bedenken als den größten Schandfleck Moskaus bezeichnen. Da steht Peter, getragen von mehreren Schiffen, an Deck seines Seglers, so hoch wie ein Büroturm, in der Hand hält er eine Schriftrolle und sein Blick - natürlich - geht furchtlos in die Zukunft. Gebaut hat das Ganze der Künstler Tsereteli. Der ist so etwas wie der Leib- und Magenkünstler von Moskaus Bürgermeister Jurij Luschkow. Zum Glück scheinen die Moskauer trotz ihres Gefallens an allem Großen noch über ein wenig Geschmack zu verfügen. Es gibt eine Anti-Tsereteli-Homepage.
Da fällt mir ein: Kann es sein, dass es in ganz Moskau keine einzige echte Nadel eines Tannenbaumes gibt? Gut, nun erwartet man im "grauesten November seit Jahren" (O-Ton russicher Wetterdienst) nicht Weihnachtsflair an jeder roten Ecke des Roten Platzes. Aber abseits der ganzen Plastikweihnacht muss es doch echtes Tannengrün geben. Ich hab mich schonmal erkundigt. Die niederschmetternde Antwort: "Versuchs mal auf dem Friedhof!"
Mischkala - 26. Nov, 22:15